Vilma Henkelman - The Very Moment
„Ich bin Ton“ - eine Aussage der Keramikerin Vilma Henkelman (1944-2023), aus der sofort hervorgeht, dass sie sich voll und ganz mit diesem Material identifiziert. Mit einer deutlich feministischen Ausrichtung befreit Henkelman den Ton von Konnotationen wie „weiblich“ oder „angewandt“. In ihrem Werk sucht Henkelman immer wieder die Grenzen zwischen angewandter Kunst, Skulptur und Performancekunst. Ihr Werk war seiner Zeit weit voraus und zeugt neben ihrem handwerklichen Können dennoch von einer getriebenen inhaltlichen Agenda. Mit The very moment würdigt das Kunstmuseum diese bedeutende niederländische Künstlerin.
Experimentell und physikalisch
Nach einem klassischen Beginn mit Formen wie Vasen, Tellern und Untertassen wagt sie sich an kühne Experimente wie eine „Topfform mit 6 Knochenstücken, die mit einer Schnur zusammengehalten werden“ oder eine „Schale, die mit einem Stab aus Betonstahl durchbohrt ist“. Ihre großen, organisch geformten Objekte tragen ihren Körper als Signatur, klein wie der Abdruck ihres Daumens oder lebensgroß wie ihre eigenen Maße. Ihre taktilen Arbeiten entstehen durch den Akt des Drehens, Knetens und Berührens, als Reflexion und Zeugnis des Produktionsprozesses. Titel wie „Torso/Brustskulptur“ oder „Die große Mutter“ verdeutlichen die weibliche körperliche Dimension.
The very moment
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Werkgruppe The very moment, bei der die Meditation im Mittelpunkt des Herstellungsprozesses steht. In einem meditativen Zustand fertigt Henkelman ihre lebensgroßen gedrehten Vasen. Bevor der Ton in den Brennofen kommt, greift Hinkelman zu einem Schwert, taucht es in Farbe und schlägt mit ungeheurer Kraft einen Riss in die Vase. Die Glasurfarbe spritzt über das Objekt und hinterlässt ein einzigartiges Muster. Henkelmans Körperform, die Kraft ihrer Arme und die Authentizität des Augenblicks kommen zusammen und führen immer zu einem einzigartigen Objekt. Es gelingt ihr, diesen spirituellen Schaffensprozess wie eine Performance darzustellen.