Oranjehotel (Hotel der Niederländer) war der Spitzname des Gefängnisses in Scheveningen während des Zweiten Weltkriegs. Zwischen 1940 und 1945 wurden in dieser Haftanstalt Niederländer eingesperrt, die sich den Deutschen widersetzt hatten. Die meisten Gefangenen „wohnten“ nicht lange im Oranjehotel: Sie wurden freigelassen, nach Deutschland verschleppt oder auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Zu Ehren der Tausenden von Widerstandskämpfern, die hier gefangen waren, wurden nach dem Krieg in der Strafanstalt Mahnmale errichtet, bestehend aus der Todeszelle 601, dem Tor, der Gedenktafel „Zij waren eensgezind“ (Sie waren solidarisch) und den Totenbüchern.
Geschichte
Im Zweiten Weltkrieg nutzten die Deutschen das Scheveninger Gefängnis, um verhaftete Widerstandskämpfer zu verhören und zu abzuurteilen. Zwischen 1940 und 1945 wurden Schätzungen zufolge rund 25.000 Menschen im Oranjehotel, wie die Zellbaracken recht bald genannt wurden, gefangen gehalten. Viele Gefangene wurden zu langen KZ-Strafen verurteilt. 215 Gefangene des Oranjehotels, die zum Tode verurteilt waren, wurden auf der Waalsdorpervlakte in den Dünen, direkt außerhalb des Gefängnisses, hingerichtet. Im Mai 1945 fiel die Haftanstalt wieder in niederländische Hände. Viele NSBer (Angehörige der ndl. nationalsozialistischen Partei), darunter Anton Mussert und andere Niederländer, denen Kriegsverbrechen zur Last gelegt waren, wurden 1945 in diesem Scheveninger Gefängnis eingesperrt. Gegenwärtig dient das Gefängnis noch immer als Strafanstalt. Es enthält auch einige internationale Haftanstalten, darunter die des Internationalen Strafgerichtshofes.
Todeszelle 601
Einige Zellen im Oranjehotel wurden als Todeszellen genutzt. Hier warteten die zum Tode Verurteilten darauf, zur Waalsdorpervlakte gebracht zu werden, wo sie standrechtlich erschossen wurden. Eine der Todeszellen des Oranjehotels ist vollständig im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben: Todeszelle 601 Sogar die Aufzeichnungen der Gefangenen an den Mauern sind noch vorhanden: beeindruckende Zeugnisse von Leid und Angst.
Jährliches Gedenken
Jedes Jahr am letzten Samstag im September wird eine Gedenkfeier abgehalten. Bei dieser Feierlichkeit wird eine Gedenkrede gehalten und Musik gespielt, und nach einer Schweigeminute und dem Wilhelmus (der ndl. Nationalhymne) wird ein stiller Gang zur Todeszelle 601 gemacht, wo Kränze niedergelegt werden.
Waalsdorpervlakte
Die Waalsdorpervlakte ist eine Ebene im Dünengebiet Meijendel bei Scheveningen, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als 250 Menschen exekutiert wurden. Gelegen in kurzer Distanz vom Gefängnis „Oranjehotel“ in Scheveningen, wurde dieser Ort von den Deutschen genutzt, um zum Tode Verurteilte ihres Lebens zu berauben. Heute ist die Waalsdorpervlakte eine der bedeutsamsten niederländischen Gedenkstätten für die Opfer des Krieges. Zur Totenehrung am 4. Mai jedes Jahres wird vom Ehrenzug Waalsdorp eine Totenfeier begangen. Es wird ein Schweigemarsch entlang des Mahnmals gehalten, Blumen und Kränze werden niedergelegt, und die Bourdonglocke läutet.
Erreichbarkeit Oranjehotel
Das Gefängnis am Pompstationweg ist mit dem Auto über die Van Alkemadelaan, die Hauptstrecke zum Scheveninger Strand, zu erreichen. Wer mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln kommen will, kann die Buslinien 22 oder 23 oder die Straßenbahnlinie 9 nehmen - die sämtlich fünf bis zehn Minuten zu Fuß vom Oranjehotel halten.